Veröffentlichungen

Rundbrief Geographie Heft 313

Veröffentlicht im Rundbrief 313

Forschungsforum

Themenheft: „Fächerübergreifende Lehrkräftebildung“

GastherausgeberInnen: Prof. Dr. Anja Müller, Dr. Marion Plien, Prof. Dr. Kerstin Pohl (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz)

Call for Papers

Theoretischer Hintergrund und Relevanz des Themenhefts

Fächerübergreifendes Lernen – hier als Überbegriff für verschiedene Arten organisatorischer und inhaltlicher Kooperation zwischen Unterrichtsfächern verstanden (u.a. LABUDDE 2014, DEICHMANN & TISCHNER 2014) – stellt eine Möglichkeit zur Erweiterung der hierzulande gängigen Unterrichtspraxis der Fächerspezifizierung dar. Ein fächerübergreifender Unterricht ermöglicht es, größere Spielräume für „eigenständiges Planen und Denken“ (PRENZEL et al. 2002, S. 140) der Lernenden zu schaffen und somit ein tieferes und nachhaltigeres Lernen anzuregen. Obwohl eine umfassende empirische Forschung zu den Potenzialen eines fächerübergreifenden Unterrichts noch aussteht, zeigen doch erste Studien, dass diese Hoffnungen nicht unbegründet sind. So konnte in fächerübergreifend angelegten Lehr- Lernarrangements bei Lernenden ein höherer Kompetenzzuwachs dokumentiert werden im Vergleich zu traditionell fachspezifisch fachspezifisch angelegten Settings (vgl. BOYRAZ & SERIN 2017, CHEN et al. 2015, SKRYPCHENKO et al. 2018, SPINTZYK et al. 2016). Weitere Studien zeigen positive Auswirkungen fächerübergreifender Lernumgebungen auf die Motivation der Lernenden (PAPAIOANNOU et al. 2020) und auf Fähigkeiten wie Kreativität und kritisches Denken
(MCPHAIL 2018). Bildungspolitik und -wissenschaft sehen in fächerübergreifenden Formaten einen geeigneten Rahmen, Mehrperspektivität, die ganzheitliche Wahrnehmung von Wirklichkeit und das Lernen in Zusammenhängen zu fördern (vgl. HARRIS & DE BRUIN 2018). Die Kultusministerkonferenz benennt Unterrichtsinhalte und Themen, die fächerübergreifend bearbeitet werden sollen (KULTUSMINISTERKONFERENZ o.J.), wie bspw. Antisemitismus, Demokratiebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Medienbildung. Die Empfehlung eines fächerübergreifenden Unterrichts fordert nicht nur die schulische Praxis, sondern auch die hochschulische Lehrkräftebildung heraus. Diese ist durch ein breites Fächerangebot geprägt, aber die Fächer sind überwiegend an verschiedenen Instituten und zum Teil an verschiedenen Fachbereichen angesiedelt. Lehramtsstudierende wechseln täglich zwischen Fächern, Instituten, Fachbereichen und Fachkulturen hin und her – eine Verknüpfung ihrer Unterrichtsfächer mit Blick auf die zu erwerbenden fachdidaktischen Professionskompetenzen (BAUMERT & KUNTER 2006) findet dabei, wenn überhaupt, nur bedingt statt. Wie sollen Lehrkräfte verschiedener Fächer in der schulischen Praxis kooperieren und gemeinsam Unterricht gestalten, wenn Professionskompetenzen im Studium nur fachspezifisch, jedoch kaum oder gar nicht interdisziplinär vermittelt werden? Die Fokussierung auf die Ausbildung einer fachspezifischen didaktischen Professionskompetenz bleibt nachvollziehbar und berechtigt, denn fächerübergreifende Professionskompetenz setzt fachspezifische Professionskompetenz voraus. Wie auch in der Wissenschaft gilt, dass „gute Disziplinarität eine Voraussetzung für gelungene Interdisziplinarität darstellt“ (SUKOPP 2010: 15). Dennoch sollte es in den Phasen der
Lehrkräftebildung Situationen und Kontexte geben, in den interdisziplinär gearbeitet und
fächerübergreifend Unterricht geplant, durchgeführt und analysiert werden kann. Angehende Lehrkräfte sollten daher die Möglichkeit erhalten, über fachspezifische Grenzen hinauszublicken. Sie sollten ein Verständnis für die Eigenheiten eines Fachs in Abgrenzung und im Zusammenspiel mit anderen Fächern entwickeln, um so eine fächerübergreifende Perspektive aufbauen und nicht zuletzt auch ihre fachspezifischen didaktischen Kompetenzen vertiefen zu können. Das Themenheft soll vor diesem Hintergrund aktuelle Arbeiten im Bereich der „Fächerübergreifenden Lehrkräftebildung“ bündeln. Gesucht werden Beiträge, die die Förderung fächerübergreifender, fachdidaktischer Professionskompetenz ins Zentrum stellen. Sie können sich auf alle drei Phasen der Lehrkräftebildung beziehen und dabei entweder interdisziplinär angelegt sein oder ausgehend von einer fachspezifischen Perspektive nach Möglichkeiten und Grenzen der Übertragung fachspezifischer Konzepte auf andere Fächer fragen. Entsprechend der drei Beitragstypen der HLZ sollten potenzielle Beiträge einem der folgenden
Formate entsprechen:

  • Beiträge zu erprobten hochschuldidaktischen
    Lehrkonzepten oder Fortbildungen aus allen
    Phasen der Lehrkräftebildung, die auf eine Stärkung Stärkung
    einer fächerübergreifenden, fachdidaktischen
    Professionskompetenz abzielen
  • Empirische Beiträge zur Förderung einer fächerübergreifenden,
    fachdidaktischen Professionskompetenz
  • Theoretische Beiträge zu Grundlagen, Rahmenbedingungen
    und Herausforderungen der Förderung
    einer fächerübergreifenden, fachdidaktischen
    Professionskompetenz

Hinweise für Autor*innen zur Abstract-Einreichung
Abstracts können bis 06. April 2025 per E-Mail unter anjamueller@uni-mainz.de eingereicht werden und sollten einen Umfang von 600 Wörtern (exklusive Literaturangaben) nicht überschreiten. Die Begutachtung der eingereichten Abstracts erfolgt anonymisiert. Daher soll die Abstract-Einreichung zwei separate Dateien umfassen:

  • Datei 1 enthält Namen der Autor*innen; Kontaktdaten; ggf. Projektname; Institution; Titel des Beitrags sowie die Angabe, zu welchem der drei oben genannten Beitragstypen sich der potenzielle Beitrag zuordnet.
  • Datei 2 enthält das Abstract in anonymisierter Form. Der Dateiname ist zugleich der Titel des Abstracts.

Zeitliche Planung des Themenhefts:

  • 6. April 2025
    Deadline für die Einreichung von Abstracts (max. 600 Wörter, exkl. Literaturangaben)
  • 25. April 2025
    Rückmeldung an die Autor*innen und ggf. Einladung zur Beitragseinreichung
  • 25. Oktober 2025
    Deadline für die Einreichung der Beiträge/Beginn des Begutachtungszeitraums (Die Begutachtung der Beiträge erfolgt gemäß den Richtlinien der HLZ: https://www.herausforderung-lehrerinnenbildung.de/index.php/hlz/about)
  • 19. Januar 2026
    Rückmeldung der Begutachtung an die Autor*innen/ggf. Beginn der Überarbeitung der Beiträge
  • 2. März 2026
    Deadline für die Einreichung der finalen Beiträge
  • Mitte/Ende April 2026
    Veröffentlichung des Themenhefts

Nähere Informationen zu den in der HLZ vertretenen Beitragsarten finden Sie in den Hinweisen für Autor_innen. www.herausforderung-lehrerinnenbildung.de

Das Themenheft wird unter federführender Herausgeberschaft von Prof. Dr. Anja MÜLLER, Dr. Marion PLIEN und Prof. Dr. Kerstin POHL (Johannes- Gutenberg-Universität Mainz) im Online-Journal „Herausforderung Lehrer*innenbildung – Zeitschrift zur Konzeption, Gestaltung und Diskussion (HLZ)“ erscheinen. Der Erscheinungstermin ist für Frühjahr 2026 geplant.

Literatur
BAUMERT, J. & KUNTER, M. (2006). Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9(4), 469–520. https://doi.org/10.1007/s11618-006-0165-2
BOYRAZ, C. & SERIN, G. (2017). Science Instruction through the Game and Physical Activities Course: An Interdisciplinary Teaching Practice. Universal Journal of Educational Research, 5 (11), 2026–2036. https://doi.org/10.13189/ ujer.2017.051119
CHEN, S.; ZHU, X.; KIM, Y.; WELK, G. & LANNINGHAMFOSTER, L. (2015). Enhancing Energy Balance Education through Physical Education and Self- Monitoring Technology. European Physical Education Review, 22 (2), 137–149. https://doi. org/10.1177/1356336X15588901
DEICHMANN, C. & TISCHNER C. T. (2014) (Hrsg.). Handbuch Fächerübergreifender Unterricht in der politischen Bildung. Schwalbach/Ts.: Wochenschau.
HARRIS, A. & DE BRUIN, L. (2018). An international study of creative pedagogies in practice in secondary schools: Toward a creative ecology. Journal of Curriculum and Pedagogy, 15(2), 215–235. https://doi.org/10.1080/15505170.2018.145 7999 (07.11.2024) LABUDDE, P. (2014). Fächerübergreifender naturwissenschaftlicher Unterricht – Mythen, Definitionen, Fakten. Zeitchrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 20, 11–19. https://doi.org/10.1007/s40573-014-0001-9 (07.11.2024)
MCPHAIL, G. J. (2018). Curriculum integration in the senior secondary school: A case study in a national assessment context. Journal of Curriculum Studies, 50(1), 56–76. https://doi.org/10.1080/00220272.2017.1386234
PAPAIOANNOU, A.; MILOSIS, D. & GOTZARIDIS, C. (2020). Interdisciplinary Teaching of Physics in Physical Education: Effects on Students´ Autonomous Motivation and Satisfaction. Journal of Teaching in Physical Education, 39(2), 156–164. https://doi. org/10.1123/jtpe2018-0315
PRENZEL, M.; SEIDEL, T.; LEHRKE, M.; RIMMELE, R.; DUIT, R.; EULER, M.; GEISER, H.; HOFFMANN, L.; MÜLLER, C. & WIDODO, A. (2002). Lehr-Lernprozesse im Physikunterricht. Eine Videostudie. In: Prenzel, M. & Doll, J. (Hrsg.): Bildungsqualität von Schule. Schulische und außerschulische Bedingungen mathematischer, naturwissenschaftlicher und überfachlicher Kompetenzen. Zeitschrift für Pädagogik,45. Beiheft. Weinheim: Beltz, S. 139–156.
SKRYPCHENKO, I.; TAHER A. V.; PAVLOVIC, R. & JOKSIMOVIC, M. (2018). Simultaneous Improvement of Gifted Youths in Biology and Physical Fitness Factors Following Traditional and Integrative Teaching. European Journal of Physical Education and Sport Science, 5 (2), 125–134. https://doi.org/10.5281/zenodo.2003269
SPINTZYK, K.; STREHLKE, F.; OHLBERGER, S.; GRÖBEN, B. & WEGNER, C. (2016). An Empirical Study Investigating Interdisciplinary Teaching of Biology and Physical Education. Science Educator, 25 (1), 32–42. SUKOPP, T. (2010). Interdisziplinarität und
Transdizplinarität. Definitionen und Konzepte. In: Jungert, M.; Romfeld, E.; Sukopp, T. & Voigt, U. (Hrsg.): Interdisziplinarität. Theorie, Praxis, Probleme. Darmstadt: WBG, S. 13–29.