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Bericht: AK Geographische Energieforschung

„Konflikte um die Energiewende: Vom großen Widerstand gegen die große Transformation“: Unter diesem Workshop- und Arbeitstitel trafen sich zwischen dem 1. und 3. September 2025 Geograph:innen sowie Forschende verwandter Disziplinen in Cottbus für das Treffen des Arbeitskreises Geographische Energieforschung. Zum ersten Mal fand das jährliche AK-Treffen an der BTU Cottbus-Senftenberg statt, einer Universität ohne Geographiestudiengänge und ohne geographische Fakultät. Dass es keineswegs abwegig ist, eine energiegeographische Veranstaltung an einer planungswissenschaftlichen Fakultät auszurichten, verdeutlichte Ludger Gailing in seiner Begrüßungs- und Eröffnungsrede. So bestehen zwischen beiden Disziplinen gerade im Bereich der Energiewendeforschung zahlreiche Verknüpfungen und eine geographische Energiewendeforschung ohne ein (raum)planerisches Grundverständnis ist ohnehin kaum denkbar.

Hinzu kommt, dass die Lausitz, in deren Herzen Cottbus gelegen ist, vielleicht eine der spannendsten Regionen in Deutschland ist, um die „Große“ Transformation hautnah zu erleben. In der Tat vollzieht sich in der Lausitz derzeit ein gigantisches Realexperiment. So investiert der Bund rund 10 Milliarden Euro, um den Strukturwandel und den Ausstieg aus der Braunkohleförderung in der Region zu gestalten. Besonders greifbar wird diese Transformation am Cottbuser Ostsee vor den Toren der Stadt. Aus einem ehemaligen Braunkohletagebau entsteht hier gerade einer der größten künstlichen Seen Deutschlands. Ein Großteil der über 30 Tagungsteilnehmenden ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, den Ostsee im Rahmen einer halbtägigen Exkursion zu erkunden. Sehr umfangreiche und detaillierte Erläuterungen zur Umsetzung des Strukturwandelprojekts erhielten die Teilnehmenden vor Ort von einem langjährigen Mitarbeiter der Cottbuser Stadtverwaltung und dem Klimaschutzmanager der Stadt.

Daneben fand an den drei Veranstaltungstagen auch die klassische Konferenzarbeit statt. So wurden insgesamt 29 Beiträge in 10 Sessions präsentiert und diskutiert. Mit zwei inhaltlichen Sessions erhielt das Thema Wärmewende besonders viel Raum und wurden aus verschiedenen Perspektiven diskutiert: etwa der Bedeutung von institutionellen Pfadabhängigkeiten, dem Konfliktpotenzial oder der Rolle von Wasserstoff in der Kommunalen Wärmeplanung.  Weitere Sessions befassten sich mit der Energiegeographie als Forschungsrichtung, der Lausitz, der Energiewende im urbanen Raum, Wasserstoff, Gerechtigkeit, Beteiligung und Akzeptanz sowie dem Netzausbau. Die Bandbreite der Beiträge spiegelte die Vielschichtigkeit der Energiewendeforschung wider. Auf der einen Seite wurden Forschungsarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum vorgestellt, die sich mit lokalen Herausforderungen der Energiewende, teilweise auf Quartiersebene, beschäftigten. Auf der anderen Seite gab es Beiträge, die internationale Perspektiven einbrachten – etwa aus Namibia, Chile und Tasmanien. Berichtet wurde hierbei aus laufenden und abgeschlossenen Qualifizierungsarbeiten sowie aus anwendungs- und grundlagenforschungsorientierten Forschungsprojekten. Die empirischen Beiträge wurden durch konzeptionell-theoretische Perspektiven ergänzt. Moderiert wurden die Sessions von Stefanie Baasch, Lucas Barning, Leonie Büttner, Ludger Gailing, Wolfgang Haupt, Judith Maschke und Henk Wiechers.

 

Wolfgang Haupt (Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung IRS und LMU München), Henk Wiechers (BTU Cottbus-Senftenberg)