„Wer will da noch hin?“ Ländliche Räume, Tourismus und die extreme Rechte
Call for Papers für eine Ad-hoc-Session auf der Tagung „Off the Beaten Track. Ländliche Räume zwischen touristischer Aufwertung und Marginalisierung“ der Arbeitskreise „Ländliche Räume“ und „Tourismusforschung“ in der Deutschen Gesellschaft für Geographie, 27.-29. Mai 2026 in Trier
Im Frühjahr 2025 berichteten zahlreiche Medien in der Bundesrepublik über eine Welle an tatsächlichen bzw. noch befürchteten Stornierungen von Urlaubsreisen nach Rügen, nachdem die AfD dort überdurchschnittliche Wahlergebnisse erzielt hatte. Weitere mediale Aufmerksamkeit erhielt die Aussage des Bürgermeisters des Urlaubsortes Binz, dass es auch Menschen geben wird, die exakt wegen der Wahlergebnisse nach Rügen reisen werden.
Diese mediale Debatte endete schnell wieder, verweist aber auf ein grundsätzliches Problem von ländlichen Räumen und deren touristischer Nutzung. Wie können Regionen internationale Besucher*innen anziehen und willkommen heißen, wenn dort menschenfeindliche Positionen der extremen Rechten eine hohe Zustimmung erfahren? Es besteht einerseits die Gefahr, wie die Meldungen einer „Storno-Welle“ auf Rügen illustrieren, dass gerade strukturschwache, vom Tourismus stark abhängige Räume empfindliche Einbußen erfahren. Andererseits, das deuten die Äußerungen des Binzer Bürgermeisters an, besteht ebenfalls das Risiko, dass Urlaubsorte in diesen Regionen für Anhänger*innen der extremen Rechten besonders attraktiv werden und zu einer Bestätigung rechtsextremer Haltungen vor Ort beitragen.
In der Session werden die möglichen Auswirkungen des Erfolgs der extremen Rechten in ländlichen Räumen auf den Tourismus in diesen Regionen beleuchtet. Hierfür laden wir zu Beiträgen ein, die sich mit folgenden Fragen befassen:
- Was sind messbare quantitative sowie qualitativ beschreibbare Folgen extrem rechter Wahlerfolge, Landnahmen oder Angriffen für den Tourismus in ländlichen
Räumen? Welche praktischen Erfahrungen gibt es im Umgang mit diesen Auswirkungen? - Was sind aktuelle bzw. historische Beispiele touristischer Nutzungen durch die extreme Rechte? Welche Möglichkeiten haben ländliche Urlaubsorte und -regionen, sich gegen die Vereinnahmung durch die extreme Rechte zu wehren?
- Was sind bestehende oder denkbare Formen antifaschistischer Interventionen in den Tourismus? Wie können Haltungen gegen Diskriminierung in touristischen
Betrieben verankert werden?
Wir freuen uns über Abstracts von maximal 300 Wörtern zu diesen oder weiteren Fragen. Die Abstracts sind bis zum 10. Januar 2026 an andreas.kallert@ku.de zu senden.
Bernd Belina (Frankfurt am Main), Andreas Kallert (Eichstätt) und Matthias Naumann (Würzburg)