Mensch-(Um)Welt-Gesellschaft in phänomenologischer Perspektive
Mensch-Umwelt-, respektive Gesellschaft-Umwelt-Verhältnisse gehören zu den grundlegendsten Relationen der planetarischen Existenz: Kein Mensch ohne Umwelt, keine Umwelt ohne Mensch, da diese ja immer nur als Sinnbezug auf oder als kausale Ressource des Menschseins verstehbar ist. Das gleiche gilt für ganze Kulturen und Lebensformen, im modernen Diktum Gesellschaften, die sich ebenso, je nach Entwicklungsstand und technischem Know-How, mit und in ihrer Umwelt einrichten müssen. Dies gilt umso mehr für den Raum, in welchem sich das Menschsein als ge- und erlebte Räumlichkeit manifestiert – natürlich mit komplexen Umweltbezügen, die gewissermaßen bereits mit der Geburt beginnen. Umso überraschender erscheint es da, dass es im Fach Geographie kaum Ansätze gibt, die diese anthropologischen und / oder phänomenologischen Dimensionen im Mensch-Umwelt-Verhältnis reflexiv thematisieren: Was ist der Mensch, was ist der Raum und was ist seine (Um-)Welt, auch in sozialer Hinsicht? Was erscheint uns etwa als ökologische Krise und warum, wenn es doch Krisen in der Natur nicht gibt? Und was sagt uns das über unsere Konstruktion von Natur, wenn wir sie als intaktes Öko-Reich konzipieren, das vor den Auswirkungen unseres Handelns geschützt werden muss? Ist Menschsein ohne raumgreifende und damit im weitesten Sinne die Natur benutzende Existenz überhaupt möglich?
Mit der ersten Online-Lecture-Series des neu gegründeten Arbeitskreis Raumphänomenologie möchten wir diese und verwandte Fragen aufgreifen, um sie im Lichte neuer Denkweisen und konzeptioneller Paradigmen zu thematisieren. Wir sehen mit dieser Ausrichtung auch eine Möglichkeit, um neben den naturwissenschaftlichen Beiträgen der Physiogeographie und den sozialwissenschaftlichen Beiträgen der Humangeographie ebenso Perspektiven aus Philosophie, Soziologie, Ethnologie und Anthropologie in den geographischen Diskursraum einzubringen.
Programm
Verortete Erfahrung. Überkreuzungen von Natur und Kultur
Prof. Dr. Annika Schlitte; Philosophie, Universität Greifswald
24.10.2024 (17.00-18.30)
(Raum-)Phänomenologie und Gesellschaftstheorie im Kontext sozialökologischer Krisenerfahrungen
Dr. Manuel Schulz; Philosophie, Universität zu Köln
14.11.2024 (17.00-18.30)
Veränderungen berühren. Klimawandel und Gefühle im ländlichen Namibia
Prof. Dr. Michael Schnegg; Ethnologie, Universität Hamburg
5.12.2024 (17.00-18.30)