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Einleitung und konzeptionelle Grundlagen zur Bedeutung der Geographie in deutschsprachigen Nachhaltigkeitsnetzwerken an Schulen und Hochschulen

Zur Bedeutung der Geographie in deutschsprachigen Nachhaltigkeitsnetzwerken an Schulen und Hochschulen

Anne-Kathrin Lindau und Janna Enzmann

Einleitung und konzeptionelle Grundlagen

Klimawandel, Naturkatastrophen, Ressourcenkonflikte, Migrationsbewegungen, Disparitäten und Pandemien sind für die Menschheit gegenwärtige, aber auch zukünftige globale Herausforderungen, die sich durch eine hohe Komplexität auszeichnen. Die auf der Erde verfügbaren Ressourcen sind begrenzt und werden im heutigen anthropogen geprägten Zeitalter so intensiv genutzt wie nie zuvor. Um die in Teilen bereits überschrittenen planetaren Grenzen (Richardson et al., 2023) nicht noch weiter zu belasten, ist es eine dringende Aufgabe der gesamten Menschheit, die gesellschaftlichen Anstrengungen für eine nachhaltige Entwicklung zu forcieren, die ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig ist. Im Kontext dieser enormen Herausforderungen einigte sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2015 auf die Sustainable Development Goals (SDGs), die 17 sogenannten Nachhaltigkeitsziele, die bis 2030 weltweit erreicht werden sollen (UN, 2015). Ein wesentliches SDG ist das Ziel 4 – Qualitativ hochwertige Bildung sowie das Unterziel 4.7 – Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), da gerade der Bildungsbereich für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele eine zentrale Rolle spielt. Ziel des Bildungskonzeptes ist es, Lernende durch den Erwerb

„von Wissen, Fähigkeiten, Werten und Haltungen in die Lage [zu versetzen], fundierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zum Schutz der Umwelt zu handeln sowie für Wirtschaftlichkeit und eine gerechte Gesellschaft einzustehen, die Menschen aller Geschlechteridentitäten sowie heutiger und zukünftiger Generationen stärkt und gleichzeitig ihre kulturelle Vielfalt respektiert. BNE ist ein lebenslanger Lernprozess und integraler Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Bildung, welche die kognitiven, sozialen und emotionalen sowie verhaltensbezogenen Dimensionen des Lernens stärkt. Sie ist ganzheitlich und transformativ und umfasst sowohl Lerninhalte als auch Ergebnisse, die pädagogischen Ansätze und Methoden sowie die Lern- und Lehrumgebung selbst. BNE wird als wichtiger Wegbereiter aller SDGs anerkannt und erreicht ihre Ziele durch die erfolgreiche Transformation der Gesellschaft.“ (UNESCO, 2020, S. 8)

In der BNE-Roadmap 2030 führt die UNESCO 2021 fünf Handlungsfelder auf, um BNE an Institutionen zu fördern. Zu diesen Handlungsfeldern gehört auch das für diesen Beitrag besonders relevante Feld der Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene, in dem Netzwerke als Möglichkeit, „BNE lokal auf allen Ebenen des Lernens zu integrieren sowie nationale und lokale Maßnahmen aufeinander abzustimmen“ (UNESCO, 2021, S. 34), dargestellt werden. Im Rahmen dieses Handlungsfeldes soll die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Gemeinwesen gestärkt und dadurch Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene erreicht werden. Auch Kolleck (2012) zeigt die Bedeutung sozialer Netzwerke für BNE auf, die sowohl die Realisierung als auch die Qualitätsentwicklung von BNE beeinflussen. Der Beitrag zeigt Bezüge zur Netzwerkforschung auf, die quantitative als auch qualitative Aspekte sozialer Beziehungen untersuchen (Vonneilich, 2020). Soziale Netzwerke stellen demnach die Struktur dar, im Rahmen derer soziale Unterstützung und soziale Interaktion stattfinden können. Sie ermöglichen, aber verhindern auch, dass soziales Kapital entsteht und verbreitet wird. Die Analyse solcher Netzwerke kann also die strukturelle Bedingtheit sozialer Unterstützung aufzeigen.

Insbesondere Bildungsinstitutionen wie Schulen und Hochschulen werden eine herausragende Verantwortung sowie die Rolle als Treiber von nachhaltiger Entwicklung und BNE zu geschrieben, so z. B. im Nationalen Aktionsplan BNE (Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung, 2017) sowie in der Empfehlung der Hochschulrektorenkonferenz „Für eine Kultur der Nachhaltigkeit“ (HRK, 2018). Sowohl in Schule als auch Hochschule weist das Fach Geographie aufgrund seiner Fokussierung auf raumbezogenen Mensch-Umwelt-Beziehungen eine hohe Nachhaltigkeits- und BNE-Affinität auf.

Es ist zu vermuten, dass Fachvertreterinnen und -vertreter der Geographie auch bei Nachhaltigkeits- und BNE-Netzwerken eine herausragende Rolle innehaben. Aus dieser Annahme heraus wird in diesem Beitrag der folgenden Fragen nachgegangen: Welche deutschsprachigen Nachhaltigkeitsnetzwerke können identifiziert werden und welche Rolle (Gründungs- bzw. Leitungsfunktion) nehmen Vertreterinnen und Vertreter der Geographie in deutschsprachigen Nachhaltigkeitsnetzwerken ein?

 

Methodisches Vorgehen

Bei den zu identifizierenden Netzwerken handelt es sich um formale Netzwerke (Vonneilich, 2020), die sich aus Akteurinnen und Akteuren aus formalen Bildungsinstitutionen Schule und Hochschule mit einem gemeinsamen Interesse an nachhaltiger Entwicklung und BNE an der eigenen Einrichtung zusammensetzen.

Zunächst wurden mithilfe einer Internetrecherche deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke identifiziert. Dazu wurden verschiedene Einschlusskriterien angewendet. Neben dem Kriterium, dass es sich um ein Netzwerk handeln muss, war ein wesentliches Kriterium, dass dieses Netzwerk deutschsprachig ist. Zudem wurden nur Netzwerke berücksichtigt, die sich entweder auf Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung oder BNE fokussieren. Auf diese Weise konnten 48 deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke identifiziert werden. Da der Fokus dieser Analyse auf den Bereichen Schule und Hochschule liegt, wurden mithilfe der weiteren Einschlusskriterien bezüglich Schule oder Hochschule die Anzahl von 48 auf 35 Netzwerke reduziert. Im Anschluss an die Identifikation der Nachhaltigkeitsnetzwerke wurden sowohl die Ziele, das Gründungsjahr sowie die Gründerinnen und Gründer sowie die Personen in der Leitung als auch Themen, Aktivitäten und Kooperationen der 35 Netzwerke recherchiert. Abschließend erfolgte die Analyse der Gründungs- und/oder Leitungsfunktion der identifizierten Netzwerke hinsichtlich der fachlichen Ausrichtung Geographie.

 

Ergebnisse

Deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke an Schulen

Von den 35 identifizierten deutschsprachigen Nachhaltigkeitsnetzwerken beziehen sich 14 auf den Bereich Schule (Tabelle 1). Von diesen 14 wiederum lässt sich mit zwölf Netzwerken der Großteil dem Konzept BNE zuordnen, die verbliebenden zwei dagegen zielen auf den Schwerpunkt der nachhaltigen Entwicklung der Institution ab. In sechs dieser insgesamt 14 Nachhaltigkeitsnetzwerke an Schulen sind Personen in die Gründung bzw. Leitung der Netzwerke eingebunden, die einen geographischen Bildungshintergrund (z. B. Geographie-Studium, Geographielehrkräfte) aufweisen können.

Tabelle 1: Deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke an Schulen (n = 14)

Nachhaltigkeitsnetzwerk Geographie in Gründung/ Leitung
Schwerpunkt: Nachhaltige Entwicklung
Global Goals Curriculum 2030 ×
Umweltschulen in Europa – Internationale Nachhaltigkeitsschule
Schwerpunkt: Bildung für nachhaltige Entwicklung  
Bayerisches Netzwerk „Umweltschule in Europa/Internationale Nachhaltigkeitsschule” ×
Beratungsnetzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung ×
BNE macht Schule – Netzwerk Zukunft Passau ×
BNE-Schulnetzwerk Baden-Württemberg
Club-of-Rome-Schulen ×
Compounds
Fachforum Schule ×
Forum Umweltbildung (Umweltdachverband) ×
KURS 21 e. V.
Netzwerk BNE außerschulischer Akteure der deutschen Schweiz
Netzwerk Naturpark-Schulen im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald ×
Schulnetz21 – Schweizerisches Netzwerk gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen

 

Deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke an Hochschulen

In Bezug auf den Bereich der Hochschulen konnten 21 deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke identifiziert werden (Tabelle 2). Dabei zeigt sich, dass der Fokus der meisten hochschulisches Nachhaltigkeitsnetzwerke (13 Netzwerke) auf der nachhaltigen Entwicklung der Institution liegt, während sich mit acht deutlich weniger Netzwerke mit BNE beschäftigen. An diesen 21 Netzwerken, die sich mit Nachhaltigkeit an Hochschulen beschäftigen, sind in 14 Fällen Personen mit geographischem Bildungshintergrund (Geographie-Studium, Geographinnen und Geographen) an der Gründung und/oder Leitung der Netzwerke beteiligt.

Tabelle 2: Deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke an Hochschulen (n = 21)

Nachhaltigkeitsnetzwerk Geographie in Gründung/ Leitung
Nachhaltige Entwicklung  
Allianz Nachhaltige Universitäten in Österreich ×
DG-Hoch-N (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen e. V.)
forum n
Netzwerk Hochschulen für Nachhaltige Entwicklung (HNE), Baden-Württemberg
netzwerk n e. V. – Studierende für eine nachhaltige Hochschullandschaft
Netzwerk Nachhaltigkeit der Schweizer Hochschulen
Netzwerk Nachhaltigkeit Niedersächsischer Hochschulen (HochNiNa) ×
Netzwerk Nachhaltigkeit und Umwelt an Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Region Ost
Scientist for Future
University Alliance for Sustainability ×
Verbund für Nachhaltige Wissenschaft (NaWIS) ×
Verkehrswende selber machen
Zentrum Hochschule und Nachhaltigkeit Bayern (BayZeN)
Bildung für nachhaltige Entwicklung  
BNE-Hochschulnetzwerk Baden-Württemberg
Fachforum Hochschule
Hochschulnetzwerk BNE in der Lehrkräftebildung in NRW
Kommission Bildung für nachhaltige Entwicklung (DGfE) ×
LeNa – Deutschsprachiges Netzwerk LehrerInnenbildung für eine nachhaltige Entwicklung
Netzwerk BNE der Dozierenden in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung der deutschen Schweiz
Qualifizierungsnetzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung (QualiNetzBNE) ×
Vernetzungsinitiative „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Lehrkräftebildung” ×

 

Beispiele von Nachhaltigkeitsnetzwerke

In den folgenden Ausführungen werden exemplarisch Beispiele von Nachhaltigkeitsnetzwerken auf verschiedenen Ebenen (Länderebene, Bundesebene und internationaler Ebene) in wesentlichen Grundzügen vorgestellt.

Beispiel 1: Nachhaltigkeitsnetzwerk auf Länderebene: BNE-Hochschulnetzwerk Nordrhein-Westfalen

Ein Beispiel für ein Nachhaltigkeitsnetzwerk im Bereich der Hochschulen auf Länderebene, dessen Fokus auf BNE liegt, ist das BNE-Hochschulnetzwerk Nordrhein-Westfalen. Gegründet 2019, verfolgt es das Ziel, „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Lehrkräftebildung in Nordrhein-Westfalen zu stärken, die Präsenz von BNE zu erhöhen sowie das Bewusstsein zu Themen nachhaltiger Entwicklung zu steigern“ (https://www.bne.nrw/hochschule/bne-hochschulnetzwerk-nrw/). Die Netzwerk-Gründung wurde vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert; koordiniert wird es von Prof. Dr. Andreas Keil (Professur für Geographie und ihre Didaktik/Sozialgeographie an der Bergischen Universität Wuppertal). Mehrmals im Jahr finden Netzwerktreffen der ca. 350 Akteurinnen und Akteure auf Landesebene statt, wobei auch eine Öffnung zu anderen Netzwerken besteht. Ein wesentlicher Bestandteil der Netzwerkarbeit bilden verschiedene Arbeitsgruppen, die sich z. B. mit Fragen der Stärkung von BNE in der Lehre, Schule, fächerverbindenden Projekte, Fortbildungen, Coaching, Forschung und Studierendenperspektiven beschäftigen.

Beispiel 2: Nachhaltigkeitsnetzwerk auf Bundesebene: DG HochN

Auf Bundesebene lässt sich das Netzwerk DG HochN (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen e. V.) nennen, welches 2020 als Nachfolge des Projekts Hoch-N gegründet wurde. Das nationale Netzwerk möchte einen Beitrag zur Stärkung verschiedener Akteurinnen und Akteure (Politik, Hochschulleitungen, Lehrende, Studierende und Verwaltung) leisten, um die SDGs der Agenda 2030 zu erreichen (https://www.dg-hochn.de/unsere-aktivitaeten).

Dem Netzwerk gehören 58 institutionelle Mitglieds-Hochschulen bzw. -Universitäten an (Stand: 12.01.2023, https://www.dg-hochn.de/unsere-mitglieder). Zu den 19 Gründungsmitgliedern zählen auch Prof. Dr. Ingrid Hemmer (i. R.), die die Professur für Didaktik der Geographie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt innehatte sowie Prof Dr. Dr. Walter Leal, der Mitglied der Royal Geographical Society ist. Zudem ist Ingrid Hemmer als zweite Vorsitzende Teil des Vorstands des Netzwerks DG HochN. Zu den Aktivitäten dieses Netzwerks zählen die Bereitstellung der Wissensplattform DG HochN-Wiki sowie zahlreiche mehrfach im Monat stattfindende ko-kreative Hubs z. B. zu innovativen Lehrformate für BNE, Gestaltung und Umsetzung von internationalen Multi-Akteurs-Partnerschaften für Nachhaltigkeit, Policy Hub (https://www.dg-hochn.de/unsere-aktivitaeten#AktuelleHub-Termine). Das Netzwerk DG HochN ist außerdem im Sinne einer Meta-Vernetzung mit zahlreichen weiteren Nachhaltigkeitsnetzwerken wie beispielsweise netzwerk n oder Copernicus Allianz vernetzt.

Beispiel 3: Nachhaltigkeitsnetzwerk auf internationaler Ebene: LeNa

Ein international agierendes Nachhaltigkeitsnetzwerk ist das Deutschsprachige Netzwerk LehrerInnenbildung für eine nachhaltige Entwicklung (LeNa), das sowohl in Deutschland, Österreich als auch der Schweiz aktiv ist. Dieses sich auf BNE beziehende Hochschulnetzwerk zielt darauf ab, „Wege zur Implementierung und zur Weiterentwicklung von LehrerInnenbildung für eine nachhaltige Entwicklung aufzuzeigen“ (Stoltenberg & Holz, 2017, S. 2), wobei sowohl die Bildungspolitik und -verwaltung als auch die Zivilgesellschaft und die Institutionen der Lehrkräftebildung in den Blick genommen werden. Gegründet wurde das Netzwerk 2013 von Prof. Dr. Ute Stoltenberg (i. R.) (Professur für Nachhaltigkeitswissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an der Leuphana Universität Lüneburg). Zur Zeit ist Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau (Professur für Didaktik der Geographie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) Sprecherin des Netzwerkes. Durch einen Letter of Intend können Hochschulen und Universitäten ihre Mitgliedschaft im LeNa-Netzwerk erklären, zur Zeit zählt das Netzwerk 77 Mitgliedschaften. Über einen E-Mail-Verteiler werden auch Einzelpersonen bei Interesse über die Tätigkeiten des Netzwerkes informiert. Die Aktivitäten beziehen sich aktuell auf den Aus­tausch über unterschiedliche Ansätze der Implementation von BNE in der Lehrkräftebildung und die Wei­ter­ent­wick­lung der Leh­re­rkräfte­bil­dung an all­ge­mein­bil­den­den Schu­len im Sin­ne von BNE (u. a. in Form von Tagungen und Arbeitstreffen). Gemeinsame Initiativen gegenüber bildungs- und wissenschaftspolitischen Akteurinnen und Akteuren, um BNE in Curricula und Prüfungsordnungen für die Lehrkräftebildung zu verankern, ergänzen die Bestrebungen. Darüber hinaus werden zahlreiche Materialien in Form von Open Educational Resources zur Implementation von BNE in der Lehre, z. B. BNE Lehre Konkret, bereitgestellt (https://netzwerk-lena.org/bne-lehre-konkret/).

 

Zusammenfassung und Ausblick

Die vorliegende Untersuchung konnte 35 deutschsprachige Netzwerke an Schulen und Hochschulen unter den Einschlusskriterien Nachhaltigkeit, nachhaltiger Entwicklung oder BNE identifizieren. Die 14 schulischen Netzwerke konzentrieren sich vor allem auf die Förderung und Implementierung des Konzepts BNE, die 21 hochschulischen Netzwerke fokussieren vor allem die nachhaltige Entwicklung an der eigenen Hochschule, auch im Sinne des Whole Institution Approach. Ca. die Hälfte der deutschsprachigen Netzwerke wurde von Personen mit geographischem Bildungshintergrund gegründet bzw. werden heute von Geographinnen und Geographen geleitet.

Deutschsprachige Nachhaltigkeitsnetzwerke zielen vor allem auf einen Erfahrungsaustausch zwischen den Akteurinnen und Akteuren ab, um auch Synergien zwischen den Bildungsinstitutionen Schule bzw. Hochschule zu schaffen. Außerdem organisieren diese Netzwerke häufig Tagungen, Konferenzen und Arbeitstreffen zu nachhaltigkeitsspezifischen Themen. Eine weitere Funktion der analysierten Netzwerke besteht in der Initiierung, Beantragung und Bearbeitung von Projekten sowie die Tätigkeit von Arbeitsgruppen innerhalb der Netzwerke, zu den Handlungsfeldern des Whole Institution Approach (vgl. Rieckmann & Bormann, 2020, Schwarz, Limmer & Lindau, 2022). Bezüglich der Akteurinnen und Akteure innerhalb der analysierten Netzwerke lässt sich eine große Interdisziplinarität feststellen. Gemeinsames Ziel ist in allen Netzwerken die nachhaltige Entwicklung und BNE an der eigenen Institution (Whole Institution Approach) auf Länder-, Bundes oder internationaler Ebene weiter zu fördern und zu implementieren. Ein wichtiges Anliegen der deutschsprachigen Netzwerke umfasst die Bereitstellung von Informationen, wie z. B. mithilfe von Wiki-Plattformen, Materialien und Links. Außerdem entwickeln diese Netzwerke Fort- und Weiterbildungsmaterialien sowie Open Educational Resources.

Die weitere Entwicklung der Nachhaltigkeitsnetzwerke im nationalen und internationalen Maßstab sowie die Rolle von Geographinnen und Geographen innerhalb dieser Netzwerke sollte auch in Zukunft forschungsseitig stärker in den Blick genommen werden. Ebenso von Interesse sind zum einen die Vernetzung und Kooperation zwischen den Nachhaltigkeitsnetzwerken und zum anderen die thematische Schwerpunktsetzung sowie die Wirksamkeit der Vernetzung im Sinne des Whole Institution Approach an Schulen und Hochschulen.

 

Literatur:

HRK (2018). Für eine Kultur der Nachhaltigkeit. Empfehlung der 25. Mitgliederversammlung der HRK am 06. November 2018 in Lüneburg. https://www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02-01-Beschluesse/HRK_MV_Empfehlung_Nachhaltigkeit_06112018.pdf

Kolleck, N. (2012). Vernetzt für den Wandel? Netzwerke im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung unter der Lupe. In S. Kulin, K. Frank, D. Fickermann, & K. Schwippert (Hrsg.), Soziale Netzwerkanalyse. Theorie, Methoden, Praxis. (S. 249-265). Waxmann. http://www.ciando.com/ebook/bid-335503

Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (2017). Nationaler Aktionsplan Bildung ür nachhaltige Entwicklung Der deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm. Online unter: https://www.bne-portal.de/sites/default/files/downloads/publikationen/Nationaler_Akti-onsplan_Bildung_f%C3%BCr_nachhaltige_Entwicklung_neu.pdf

Richardson, K., Steffen, W., Lucht, W., Bendtsen, J., Cornell, S.E., Donges, J.F., Drüke, M., Fetzer, I., Bala, G., von Bloh, W., Feulner, G., Fiedler, S., Gerten, D., Gleeson, T., Hofmann, M., Huiskamp, W., Kummu, M., Mohan, C., Nogués-Bravo, D., Petri, S., Porkka, M., Rahmstorf, S., Schaphoff, S., Thonicke, K., Tobian, A., Virkki, V., Weber, L. & Rockström, J. (2023). Earth beyond six of nine planetary boundaries. Science Advances 9, 37. DOI: 10.1126/sciadv.adh2458  

Rieckmann, M., & Bormann, I. (2020): Higher Education Institutions and Sustainable Development Implementing a Whole-Institution Approach. Sustainability. MDPI.

Schwarz, V., Limmer, I., & Lindau, A.-K. (2022). Schulen der Region 10 im Aufbruch. Wie Schulen begleitet werden, Bildung für nachhaltige Entwicklung ganzheitlich umsetzen.  Schulmagazin 5 –10, H. 11/12, 10-15.

Stoltenberg, U., & Holz, J. (2017). LENA – Lehrerinnenbildung für eine nachhaltige entwicklung. Stand und Entwicklungsperspektiven.

UNESCO (2020). Education for Sustainable Development: A Roadmap. https://www.unesco.de/sites/default/files/2022-02/DUK_BNE_ESD_Roadmap_DE_barrierefrei_web-final-barrierefrei.pdf.

UN (2015). Transforming our World: The 2030 Agenda for Sustainable Development. https://sdgs.un.org/sites/default/files/publications/21252030%20Agenda%20for%20Sustainable%20Development%20web.pdf

Vonneilich, N. (2020). Soziale Beziehungen, soziales Kapital und soziale Netzwerke – eine begriffliche Einordnung. In A. Klärner, M. Gamper, S. Keim – Klärner, I. Moor, H. von der Lippe, & N. Vonneilich (Hrsg.), Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten: Eine neue Perspektive für die Forschung (S. 33-48). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21659-7_2

 

Kontakt: Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau

anne.lindau@geo.uni-halle.de