Arbeitskreis Tourismusforschung (AKTF)
Workshop | „Die Vermessung der Welt des Reisens – Theorien und Konzepte für die raumbezogene Tourismusforschung“
Bericht
Wie lässt sich Tourismus aus gesellschaftstheoretischer Perspektive neu denken? Der interdisziplinäre Workshop „Theorien und Konzepte für die raumbezogene Tourismusforschung“ brachte 22 Wissenschaftler:innen aus Geographie, Tourismusforschung und International Relations am 9. und 10. Mai 2025 zusammen, um theoretische Zugänge zu reflektieren, aktuelle Forschungsperspektiven zu diskutieren – und die Grundlagen für eine vertiefte Zusammenarbeit zu legen. Der Workshop fand im Anschluss an die Jahrestagung des Arbeitskreis Tourismusforschung (AKTF) im Studienhaus Wiesneck bei Freiburg/Breisgau statt. Initiiert und organisiert wurde die Veranstaltung von Tim Freytag, Hans Hopfinger, Marius Mayer und Elisabeth Sommerlad. Ziel war es, eine Plattform für intensiven Austausch und theoretisch fundierte Diskussionen zu schaffen sowie neue Netzwerke in der interdisziplinären Tourismusforschung zu stärken.
Gemeinsamer Ausgangspunkt war die Perspektive, dass Tourismus ein integraler Bestandteil sozio-politischer, ökonomischer und ökologischer Prozesse ist und in diesem Sinne eng verwoben mit raumbezogenen Transformationen. Um diese komplexen Wechselwirkungen zu analysieren, bedarf es einer Tourismusforschung, die disziplinübergreifend agiert und sich theoretisch wie konzeptionell an interdisziplinäre Debatten rückbindet. Dies wurde bereits vor der Covid-19-Pandemie u.a. am DKG Kiel in einer von Nadine Scharfenort und Marius Mayer organisierten Podiumsdiskussion erörtert (siehe Mayer/Scharfenort 2020).
Der Workshop wurde bereits im Vorfeld kollaborativ vorbereitet: In thematischen Arbeitsgruppen erarbeiteten die Teilnehmenden Beiträge zu aktuellen Perspektiven wie dekolonialen, intersektionalen und digitalen Zugängen, dem New Mobilities Paradigm und Governmobilities, Theorien zur Destinationsentwicklung, raumbezogenen Konzepten sowie zur politischen Ökonomie und Ökologie des Tourismus. Die Vorstellungen und Diskussionen der Zwischenergebnisse am ersten Tag zeigten eindrucksvoll, wie produktiv die Verbindung unterschiedlicher Theorieansätze für die tourismusgeographische Forschung sein kann. Der persönliche Austausch kam ebenfalls nicht zu kurz: Eine gemeinsame Wanderung am Abend bot Raum für informelle Gespräche und stärkere Vernetzung.
Am zweiten Tag wurde der Workshop in konzentrierter und kreativer Atmosphäre fortgesetzt. Im Zentrum standen Fragen wie: Wie lässt sich Tourismus aus gesellschaftstheoretischer Perspektive neu denken? Welche theoretischen Ansätze eignen sich zur fundierten Analyse raumbezogener Tourismusphänomene? Wie kann die eigene Positioniertheit in der Forschungspraxis angemessen reflektiert werden? Welche Zukunftsthemen sind für die Tourismusgeographie zentral? Wie kann Forschung besser kommuniziert und somit die gesellschaftliche Wirksamkeit gestärkt werden? Die Diskussionen im Plenum machten deutlich: Die genannten Fragen sind nicht nur konzeptionell und methodisch herausfordernd, sondern auch von zentraler Bedeutung für eine zukunftsfähige und gesellschaftlich relevante Tourismusforschung.
Im Nachgang des Workshops wird eine weiterführende Vernetzung angestrebt – durch gemeinsame Publikationsvorhaben, Projektanträge und offene Diskussionsformate. Es wäre schön und könnte neue Impulse geben, wenn sich noch weitere Wissenschaftler:innen mit Interesse an theoriebasierten, tourismusbezogenen Themen der Initiative anschließen möchten. Eine Folgeveranstaltung ist im Anschluss an die nächste Jahrestagung des AK Tourismusforschung geplant, die 2026 in Kooperation mit dem AK Ländliche Räume an der Universität Trier stattfinden soll.
E. Sommerlad, T. Freytag, M. Mayer, H. Hopfinger
Teilnehmer:innen des AKTF-Workshops im Studienhaus Wiesneck (Sommerlad 2025)
Literatur:
Mayer, M., Scharfenort, N. (2020): Warum wir Tourismusgeographie brauchen – ein Plädoyer. Ergebnisse einer Podiumsdiskussion auf dem Deutschen Kongress für Geographie 2019 in Kiel. Rundbrief Geographie 285, S. 21-27.