„Die Geschichte der Voss-Stiftung ist die Erfolgsgeschichte
ihrer Preisträgerinnen und Preisträger!“
Die Prof. Dr. Frithjof Voss Stiftung – Stiftung für Geographie vergibt erneut ihre Preise und
feierte mit einer Tagung zum Thema „Klimawandel und Landnutzung“ ihr 25jähriges Bestehen
„Die Geschichte der Voss-Stiftung ist die Erfolgsgeschichte ihrer Preisträgerinnen und Preisträger!“ Mit diesen Worten begrüßte die Vorsitzende des Freundeskreises der Prof. Dr. Frithjof Voss-Stiftung, Heike Christina Mätzing, die rund 60 Gäste, die sich anlässlich des 25jährigen Stiftungsjubiläums im repräsentativen Wilhelm-von Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingefunden hatten. Dank eines größeren Vermächtnisses des Braunschweiger Philosophen Prof. Dr. Steen Olaf Welding (1936-2019) an den Freundeskreis konnte dieser am 24. und 25. Oktober für die Stiftung eine hochkarätige Tagung ausrichten, in die sich am ersten Nachmittag die feierliche Preisverleihung der Frithjof-Voss-Stiftung und die Stipendienübergabe der Hanna-Bremer-Stiftung einfügten.
Zu Beginn der Tagung skizzierte Mätzing die Motivation von Frithjof Voss (1936-2004) zur Gründung einer Stiftung im Jahr 2000. Dies sei nicht aus finanziellen Überlegungen, sondern aus emotionaler Begeisterung für das Fach Geographie erfolgt. Gleichwohl habe Voss mit dem heutigen Ehrenpräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Geographie, Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Heinritz, einen Verwandten im Geiste gehabt, auf den die Idee der Stiftungsgründung zurückgehe. Voss habe diesen Gedanken dann aufgegriffen und umgesetzt. Heinritz, der in Berlin nicht anwesend sein konnte, ließ über Herbert Popp (Univ. Bayreuth; Voss-Vorstand) ein Grußwort verlesen, in dem er darauf hinwies, dass es eines der Anliegen von Voss gewesen sei, die Akzeptanz des Faches in der Öffentlichkeit zu fördern. „Ich wünsche mir, dass die heutige Veranstaltung, die Preisträger, die Kolleginnen und Kollegen der Geographie dazu beitragen werden, das Ansehen unserer Geographie zu stärken!“
Nach dem plötzlichen Tod von Voss im Mai 2004, so Mätzing weiter, sei die erst im Aufbau begriffene Stiftung finanziell existentiell bedroht gewesen. Es sei jedoch gelungen, Günter Heinritz dazu zu überreden, den Überlebenskampf gegen jede Vernunft aufzunehmen. Dieser habe sich dann als 1. Vorsitzender (bis 2012) mit ganzer Kraft und unter Wahrung höchster Exzellenzkriterien für den Erhalt, die Neukonsolidierung und die Weiterentwicklung der Stiftung eingesetzt. Innerhalb von 25 Jahren habe die Stiftung 23 nationale und vier Internationale Wissenschaftspreise, acht Innovationspreise für Schulgeographie und zwei Forschungspreise für Geographie und Geschichte vergeben. Möglich geworden sei dies vor allem durch die Gründung des Freundeskreises (2007) mit seinen Reiseangeboten auch für geographisch interessierte Laien und die 2021 unter dem Vorsitz von Herbert Popp (2012 – 2023) erfolgte Übernahme der Treuhandschaft für die Hanna-Bremer-Stiftung.
Wilfried Endlicher (Seniorprofessor an der HU Berlin; Voss-Vorstand) führte schließlich in das hochaktuelle Tagungsthema „Klimawandel und Landnutzung: geographische Forschungsperspektiven“ ein, indem er über den Beginn der Erderkundung durch Satelliten seit Anfang der 1970er Jahre referierte und darauf hinwies, dass bemerkenswerter Weise von Anfang an die deutsche Geographie an der Auswertung der Satellitendaten, etwa bei Wetterbeobachtungen und Klimaveränderungen, beteiligt war, so auch das Geographische Institut der TU Berlin unter Frithjof Voss.
Abb. 2: Wilfried Endlicher, Vorstandsmitglied der Voss-Stiftung, eröffnet die Tagung (© Hagen Immel, SBB)
Als Gastredner gab Prof. Dr. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgen- forschung dann allerdings eine eher düstere Antwort auf die Frage „Schaffen wir rechtzeitig die Klimawende?“ Zu viele „Kipppunkte“ seien schon überschritten, und die Vielzahl der den Klimawandel leugnenden (unseriösen) Berichterstattungen in Presse und sozialen Medien verhindere ein nachhaltiges Umdenken der Bevölkerung. Dennoch sei jede noch so kleine Veränderung notwendig, auch wenn dies erst in etwa tausend Jahren zu positiven Auswirkungen auf das Klima führen werde. Rahmstorf beendete seine beeindruckende und zugleich nachdenklich stimmende Präsentation mit einem dringlichen Appell an die wissenschaftliche Community, sich stärker öffentlichkeitswirksam zum Thema „Klimaschutz“ zu äußern.
Abb. 3: Stefan Rahmstorf, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einer der führenden deutschen Klimaforscher (© Hagen Immel, SBB)
Dass zwischen der Voss-Stiftung und vielen ihren Preisträger/-innen auch noch Jahre nach der Preisverleihung ein besonderes Verhältnis besteht, verdeutlichte die Anzahl der Ausgezeichneten unter den Beitragenden dieser Tagung. So referierten im nachfolgenden Panel ausschließlich „Vosslinge“ über ihre Forschungen in der Fernerkundung. Anschaulich und zugleich fachlich versiert von Valerie Graw (Ruhr-Universität Bochum) moderiert, tauschten sich Hannes Feilhauer (Univ. Leipzig) und David Frantz (Univ. Trier) über ihre persönlichen Erinnerungen und Erwartungen im Blick auf den Forschungsgegenstand aus. Während Feilhauer das Thema anschließend mit einem Beitrag über „Fernerkundung in der Ökosystemerforschung“ vertiefte, gab Frantz einen Einblick in „digitale Erdbeobachtungsarchive“. Der das Panel beendende Vortrag von Matthias Braun (Univ. Erlangen-Nürnberg) widmete sich der Untersuchung von Gletscheränderungen mittels Fernerkundung in Patagonien. Braun hatte es sich trotz persönlicher Abwesenheit nicht nehmen lassen, einen durch Flugaufnahmen ergänzten und insofern besonders eindrucksvollen Videobeitrag zu produzieren und auf diese Weise ebenfalls an der Tagung teilzuhaben. Am Nachmittag fand, gemeinsam veranstaltet mit dem Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, im Senatssaal der HU die feierliche Preisverleihung der Voss-Stiftung und die Übergabe der Forschungsreise-Stipendien der Bremer-Stiftung statt. Als Hausherr begrüßte Jonas Nielsen, Direktor des Geographischen Instituts, das Auditorium sehr herzlich. Moderiert wurde der Festakt von Wilfried Endlicher. Christian von der Goltz (Piano) und James Scannell (Klarinette/Saxophon) begleiteten die Veranstaltung mit schwungvollen Melodien.
Abb. 4: Jonas Nielsen, Direktor des Geographischen Instituts der HU Berlin (© Hagen Immel, SBB)
Nach Überreichung der Urkunden an die Stipendiatinnen (vgl. https://www.voss-stiftung.de/hanna-bremer-stiftung/stipendiatinnen/) durch die Vorsitzende der Bremer-Stiftung, Wiebke Bebermeier (FU Berlin), erhielt das Gymnasium Philippinum Weilburg den Innovationspreis für Schulgeographie.
Thomas Neise (Univ. Osnabrück) wurde mit dem Wissenschaftspreis für Humangeographie und Thorsten Seehaus (Univ. Erlangen-Nürnberg), wegen Forschungsreise vertreten durch Hannes Feilhauer, mit dem Wissenschaftspreis für Physische Geographie ausgezeichnet.
Ebenfalls verliehen wurde in diesem Jahr der Internationale Wissenschaftspreis der deutschen Geographie. Er ging an den marokkanischen Geographen Abdellatif Bencherifa von der Internationalen Universität in Rabat.
Abb. 5: Abdellatif Bencherifa (2. v. r.) und Mitglieder des Voss-Vorstands v. l. n. r.: Martin Sauerwein, (1. Vors.), Wilfried Endlicher, Heike Christina Mätzing (2. Vors.) (© Hagen Immel, SBB)
Die Laudationes (vgl. www.voss-stiftung.de) für die Preisträger hielten Thomas Kisser (Verband Deutscher Schulgeographie), Herbert Popp und Wilfried Endlicher.
Abb. 6: Preisträger, Stipendiatinnen und Vorstände von Voss- und Bremer-Stiftung nach dem Festakt (© Hagen Immel, SBB)
Satzungsgemäß folgte zu Ehren der Preisträger und Stipendiatinnen ein feierliches Bankett, das in diesem Jahr mit ca. 40 geladenen Gästen in der Villa von der Heydt, dem Sitz der Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, stattfand. Den Transport dorthin übernahm ein Oldtimer-Bus aus dem Jahr 1954, verbunden mit einer nächtlichen Stadtrundfahrt und Erläuterungen eines „echt Berlina“ Busfahrers.
Abb. 7: Der Oldtimer-Bus abfahrbereit, im Hintergrund die Staatsoper (© Hagen Immel, SBB)
So fand der Abend bei Speis und Trank, mit leiser Hintergrundmusik und guten Gesprächen und Begegnungen erst spät ein Ende.
Der Samstag startete im Zeichen der Heuschrecke. Igor Klein (Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt) berichtete über ein vom BMBF gefördertes internationales Forschungsprojekt zur pestizidfreien Heuschreckenbekämpfung, in dem auch das von Frithjof Voss entwickelte Hochspannungsgitter eine wesentliche Rolle spielte. (vgl. https://locust-tec.eoc.dlr.de/) Ob die stark proteinhaltigen Heuschrecken zukünftig als Nahrungsmittel taugen können, das ließ sich in der Kaffeepause prüfen, in der Heuschrecken wahlweise mit Schokoladen- oder Sojatopping serviert wurden.
Abb. 8: Snack-Insekt: Heuschrecken als Nahrungsmittel der Zukunft?! (© Hagen Immel, SBB)
Auch das zweite Panel der Tagung, moderiert vom neuen 1. Vorsitzenden der Voss-Stiftung, Martin Sauerwein (Univ. Hildesheim), wurde ausschließlich durch Preisträger gestaltet und zeigte, wie weit deren Forschungsthemen gespannt sind: von der Bioökonomie als Zukunftsperspektive (Daniel Schiller, Univ. Greifswald) über vormoderne Terrassenwirtschaft in Südperu (Julia Meister, Univ. Bamberg), schwedische Vermessungskampagnen in der Neuzeit (Haik Porada, Univ. Bamberg), die Bedeutung aktueller Flächenpolitik (Rainer Danielzyk, Univ. Hannover) und einen veränderten wirtschaftsgeographischen Blick auf das Silicon Valley (Stefan Ouma, Univ. Bayreuth). Die Sektion endete mit einem deutsch-marokkanischen „Doppel“: Der Internationale Preisträger, Abdellatif Bencherifa, berichtete über die Nutzung von Wasserressourcen im Maghreb. Herbert Popp fügte anschließend einen Bericht über ihr erstes gemeinsames Projekt in der saharischen Oase Figui zu Beginn der 1980er Jahre bei, das weder marokkanische Bürokratie noch unwirtliche Verhältnisse verhindern konnten. Mit einer Führung durch die wie stets beeindruckende Kartenabteilung der Staatsbibliothek endete das Stiftungsfest – und damit zugleich die Zusammenarbeit von Kartenabteilung und Voss-Stiftung. Denn Wolfgang Crom, seit 25 Jahren „Herr über die Karten“, geht am Ende des Jahres in den Ruhestand. Namens des Freundeskreises dankte ihm der Vorstand während des Banketts für seine Jahrzehnte lange Unterstützung und überreichte ihm eine Ehrenurkunde. Damit verbunden ist die Einladung zu einem mehrtägigen Forschungsaufenthalt an der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, in deren Sammlungen sich neben Atlanten und Globen auch zahlreiche handgezeichnete sowie in unterschiedlichen grafischen Verfahren hergestellte Karten befinden. Wolfgang Crom und damit zugleich seinem professionellen, hilfsbereiten und nicht zuletzt freundlichen Stab sei für die mehr als zwanzigjährige Unterstützung herzlich gedankt!
Abb. 9: „Kein Weg ist lang mit einem Freund an der Seite!“ Der Vorstand des Freudeskreises dankt Wolfgang Crom während des Banketts (© Hagen Immel, SBB)
Frithjof Voss wollte mit den Preisträgerinnen und Preisträgern seiner Stiftung für Geographie zeigen, „was das schönste aller Fächer kann“! Das Stiftungsfest, „fachlich und menschlich inspirierend“, wie ein Teilnehmer im Nachgang schrieb, hat dies erneut überzeugend belegt.
Berlin, 3. Nov. 2025
Heike Christina Mätzing






