An Bord eines Forschungsschiffs – Auf Expedition mit der „Meteor“
Olaf Bubenzer im Gespräch mit Franziska Krachten
Mit dem deutschen Forschungsschiff „Meteor“ brachen 28 Forschende und 34 Besatzungsmitglieder Ende 2023 zu einer dreiwöchigen Expedition (M 195 CYRTAKI) in das östliche Mittelmeer auf. Ziel der Forschungsreise war es, anhand von Meeresbodensedimenten das Zusammenspiel von Klima, Umwelt und Menschen in den vergangenen 11 500 Jahren zu erforschen. Einige Einblicke in die Arbeit an Bord gibt Prof. Dr. Olaf Bubenzer.
Wie läuft ein typischer Tag an Bord der „Meteor“ ab?
Das Bordleben ist genau durchorganisiert, um möglichst effizient wissenschaftliche Ergebnisse erzielen zu können. Die Besatzung, die in hervorragender Art und Weise für das Wohlbefinden aller sorgt, arbeitet im Schichtdienst. Ein Teil der Forschenden sucht in der Nacht nach den bestmöglichen Stellen für die Entnahme von Sedimentkernen und die parallel stattfindenden Messungen, etwa der Wassertemperatur. Für die erste Untersuchung an Bord und die detaillierte Beprobung und Verpackung der Bohrkerne werden viele Hände benötigt. Es gibt aber auch Mußezeiten, etwa während der Überfahrten von einem Untersuchungsgebiet zum anderen. Abends finden häufig wissenschaftliche Vorträge und Besprechungen zur weiteren Planung statt.
Größtenteils war das Wetter während der Expedition gut, zum Schluss wurde es stürmisch. Kann man seekrank noch wissenschaftlich arbeiten?
Da bei dieser Fahrt vor allem in Küstennähe gearbeitet wurde, bestand die Möglichkeit, bei sehr stürmischem Wetter in ruhigere Meeresbuchten und hinter Inseln auszuweichen. Nach einigen Tagen auf See gewöhnt sich der Körper zudem erstaunlich schnell an die Schiffsbewegungen, sodass nur wenige Mitglieder der Gruppe auf Reisemedikamente zurückgreifen mussten.
Wie wird festgelegt, an welchen Stellen eine Bohrung in den Meeresboden durchgeführt wird? Das Schiff verfügt über Instrumente sowohl zur Messung der genauen Wassertiefe als auch zur Erkundung der Meeresbodensedimente. Bei dieser Expedition, die ja das Zusammenspiel von Klima-, Umwelt- und Kulturwandel „nur“ während der letzten etwa 11 500 Jahre zum Ziel hatte, waren vor allem die obersten 10–20 Meter in der Nähe von archäologisch wichtigen Stätten, z. B. vor Olympia, von Interesse. Hier wurden, meistens nachts, viele seismische Profillinien gemessen und so die vermeintlich günstigsten Stellen festgelegt. Da die geophysikalischen Geräte an Bord hervorragend sind, waren viele Sedimentkerne direkt beim ersten Versuch vielversprechend. In einigen Untersuchungsgebieten mussten die Bohrungen aber auch an anderen Stellen wiederholt werden, etwa, weil die Sedimentkerne, z. B. infolge von untermeerischen Rutschungen, eine gestörte Schichtung aufwiesen.
Welche Erfahrung war für Sie besonders faszinierend?
Das Bordleben und die dortige angenehme Atmosphäre insgesamt, der intensive interdisziplinäre und internationale wissenschaftliche und kollegiale Austausch sowie natürlich die Möglichkeit, über Meeresbodensedimente idealerweise lückenlose Informationen zum möglichen Wechselspiel zwischen Mensch, Klima und Umwelt gewinnen zu können.
Blog zur Expedition: https://www.oceanblogs.org/expedition-m195-cyrtaci/
Kontakt: Prof. Dr. Olaf Bubenzer, Geographisches Institut der Universität Heidelberg, olaf.bubenzer@uni-heidelberg.de
Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Geographischen Rundschau im Westermann-Verlag, Heft 7/8-2024 erschienen.