Forschung

Einblicke in die Geographie

Expedition zum unbekannten Eiskontinent

Digitalisierung der Fotos der Ersten Deutschen Südpolar-Expedition

 

Bruno Schelhaas, mit Fragen von Franziska Krachten

Von 1901 bis 1903 hat die Erste Deutsche Südpolar-Expedition unter der Leitung des Geographen und Geophysikers Erich von Drygalski stattgefunden. Das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) hat damit begonnen, die originalen Fotos der Forschungsreise zu digitalisieren und zu erschließen. Schon jetzt sind über 300 Bilder im Online-Katalog des IfL frei verfügbar und können über eine Suchmaske recherchiert werden. Der Koordinator des Archivs für Geographie Bruno Schelhaas erläutert, welche Bedeutung die Fotos für die heutige Forschung haben.

Wie viele Fotos gibt es von der Expedition und was zeigen die Aufnahmen?
Im Archiv für Geographie befindet sich die komplette bildliche und schriftliche Überlieferung der Ersten Deutschen Südpolar-Expedition. Es handelt sich um einen unserer größten Bestände und die Unterlagen haben eine große historische und zudem internationale Bedeutung, die über eine reine Geschichte der Polarforschung weit hinausgeht. Es handelt sich bei der Fotosammlung um rund 1400 Glasnegative und Papierabzüge. Die Bilder wurden von mehreren Expeditionsteilnehmern aufgenommen, etwa vom Expeditionsarzt Hans Gazert, dem Geologen Emil Philippi und dem Biologen Ernst Vanhöffen. Sie zeigen u. a. charakteristische Tier- und Pflanzenarten, Gesteine, Eis- und Landschaftsformen, den zuvor unbekannten Gaußberg, aber auch den Bau des Forschungsschiffs „Gauß“, die An- und Abreise, den Bordalltag auf dem Schiff und die Forschungsarbeit in der Antarktis. Viele Fotos entstanden als Teil des wissenschaftlichen Forschungsprogramms und wurden nach der Reise mehrfach publiziert und in die wissenschaftliche Analyse eingebunden.

Das im Eis eingefrorene Forschungsschiff „Gauß“ (Foto: Leibniz-Institut für Länderkunde, Archiv für Geographie)

Wie lange dauert die Erschließung der Expeditionsfotos und wie läuft die Digitalisierung ab?
Wir haben Anfang 2025 mit der systematischen Neuordnung, Digitalisierung, Erschließung und Präsentation dieser Bildsammlung begonnen. Die digitale Reproduktion erfolgt in einer sehr hochaufgelösten Qualität und die Bilder werden direkt in unseren Online- Katalog eingespeist. Wir stellen demnächst die Sammlung auch in anderen Portalen bereit, etwa in der Deutschen Digitalen Bibliothek.

Die vielen positiven Reaktionen aus der Wissenschaft und das große Medienecho haben uns selbst ein wenig überrascht. In einigen Monaten wollen wir das Vorhaben abschließen.

 

Foto: Leibniz-Institut für Länderkunde, Archiv für Geographie

 

Welche Bedeutung haben die Bilder für die heutige Forschung?
Wir erhoffen uns viele Nachnutzungen dieser historischen Forschungsdaten, etwa für neue Projekte aus der Geographie und den Geowissenschaften. Erste Überlegungen dazu laufen bereits. Die Bilder können uns etwa wichtige Informationen für aktuelle Forschungen zum Klimawandel oder zu geomorphologischen und glaziologischen Prozessen in der Antarktis liefern. Aber auch von Seiten der Kultur-, Fotografie- und Technikgeschichte besteht ein großes Interesse an dem Material.

 

Foto: Leibniz-Institut für Länderkunde, Archiv für Geographie

Kontakt
Dr. Bruno Schelhaas
Leibniz-Institut für Länderkunde
b_schelhaas@leibniz-ifl .de

Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Geographischen Rundschau im Westermann-Verlag, Heft 07/08-2025 erschienen.