Forschung

Einblicke in die Geographie

Klimafreundliche Stadtentwicklung in Bottrop

Die Bedeutung von öffentlich-privaten Kooperationen

Valentin Espert im Gespräch mit Franziska Krachten

Valentin Espert ist für seine Dissertation „Öffentlich-private Kooperationen für die klimafreundliche Stadtentwicklung. Eine Governanceanalyse der InnovationCity Ruhr – Modellstadt Bottrop“ mit dem Dissertationspreis 2023 der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet worden. Im Gespräch mit Franziska Krachten gibt er Einblicke in einige zentrale Forschungsergebnisse seiner Arbeit.

 

Bottrop hat in einem Modellgebiet die CO2-Emissionen von 2010 bis 2020 halbiert. Wie hat die Stadt das geschafft?

Die Stadt Bottrop konnte mit Unterstützung des Initiativkreises Ruhr und der Landesregierung NRW ein öffentlich-privates Kooperationsformat für die klimafreundliche Stadtentwicklung etablieren. Dadurch wurde eine enge Zusammenarbeit von Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowohl bei der strategischen Gesamtsteuerung als auch der Umsetzung des Transformationsprozesses ermöglicht. Insbesondere konnten damit die unterschiedlichen Ressourcen der Akteure wie die Planungskompetenzen der Kommune und die Finanzmittel von Unternehmen für den Stadtumbau gebündelt werden. Im Ergebnis wurden mehr als 240 Klimaschutzmaßnahmen in Bereichen wie der Gebäudemodernisierung, der Quartiersentwicklung und dem Ausbau von alternativen Formen der Energieversorgung realisiert.

 

Welche weiteren Effekte entstanden durch den Transformationsprozess?
Neben den Emissionsminderungen wurden über das Modellvorhaben auch positive Effekte für den Wirtschafts- und Wohnstandort erzielt. Durch den Transformationsprozess konnten umfangreiche Investitionen in eine Erneuerung der Siedlungs- und Infrastruktur ausgelöst werden. Ein Ziel war es dabei auch, Unternehmen vor allem aus „grünen“ Branchen wie Ressourceneffizienz und Umweltwirtschaft anzusiedeln. Mit einem nachhaltigen Strukturwandel sollte nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus auch zu einem neuen Selbstverständnis der ehemaligen Bergbaustadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner beigetragen werden.

 

Was können andere Städte und Gemeinden daraus lernen?
Die Modellstadt Bottrop bietet anderen Städten, vor allem auch in strukturschwachen Regionen, ein Anschauungsbeispiel, wie über Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren ambitionierte Transformationsprozesse durchgeführt werden können. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in Städten ist das Vorgehen in Bottrop natürlich nicht als „Blaupause“ zu verstehen. Es verdeutlicht aber, dass Akteure in Städten über bestimmte institutionelle Strukturen die Zusammenarbeit von Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft in diesen Prozessen befördern können. Wichtige Instrumente waren dafür in Bottrop eine bereichsübergreifende Verwaltungsarbeit, ein umsetzungsorientierter Masterplan, die Etablierung einer intermediären Projektmanagementgesellschaft und institutionalisierte Abstimmungsformate zwischen den beteiligten Akteuren.

 

KONTAKT

Valentin Espert
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie; Abteilung: Zukünftige Energie- und Industriesysteme; Forschungsbe- reich: Strukturwandel und Innovation valentin.espert@wupperinst.org

 

Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Geographischen Rundschau im Westermann-Verlag, Heft 9-2023 erschienen.