Forschung

Einblicke in die Geographie

Klimawandel und Biodiversität im deutschen Fernsehen

Imke Hoppe im Gespräch mit Franziska Krachten

Die Klima- und Biodiversitätskrise ist ein zentrales Thema unserer Zeit. Bei den Herausforderungen vor denen wir stehen, nehmen Medien durch Information und die Kommunikation über Lösungen wichtige Funktionen wahr. Welche Rolle das Fernsehprogramm dabei hat, untersuchte Imke Hoppe.

Wie präsent sind Klimawandel und Biodiversität im deutschen Fernsehen?
Wir wissen aus der Forschung, dass die Präsenz dieser Themen starken Schwankungen ausgesetzt ist. Für unsere Studie untersuchten wir die Berichterstattung im Herbst 2022 in 20 deutschen Fernsehsendern. Zu diesem Zeitpunkt lag der russische Angriff auf die Ukraine ca. ein halbes Jahr zurück und die sogenannte Energiekrise gewann an Bedeutung. Der Klimawandel war dennoch wichtiger Bestandteil der Nachrichtenagenda – wenn er auch mit 2,2 % der Sendeminuten nicht die Top-Priorität hatte. Unsere ergänzende Befragungsstudie hat gezeigt, dass Menschen sich durchaus mehr, aber vor allem eine andere Art von Berichterstattung wünschen. Besser auffindbar, prominenter platziert und mit Bezügen zu aktuellen Themen – darüber hinaus gibt es auch den Wunsch, dass die Themen vielfältiger angegangen werden und insbesondere Menschen zu Wort kommen, die sonst selten zu sehen und zu hören sind. Ein großer Kritikpunkt ist die Negativität. Hier wünschen sich insbesondere Menschen mit hohem Klimabewusstsein mehr Diskussionsraum für Lösungen zu mehr Klimaschutz.

Wie können wissenschaftliche Erkenntnisse über Klimawandel und Biodiversität so vermittelt werden, dass Menschen zum Handeln motiviert werden?
Das würde ich auch gerne wissen. Ich fürchte, dass dieser Shortcut „Mehr naturwissenschaftliches Wissen – mehr Handeln im Sinne von Nachhaltigkeit“ nicht funktioniert. Zu tief eingebettet sind Handlungsroutinen und tradierte Wertvorstellungen (z. B. in Bezug auf Tourismus), soziale Normen und Erwartungshaltungen (z. B. in Bezug auf Konsum) sowie strukturelle Gegebenheiten (z. B. fehlender oder schlechter öffentlicher Nahverkehr) in eine Welt, in der Umweltschutz und Nachhaltigkeit nicht zentral sind. Dennoch denke ich, dass gerade die Geographie ganz entscheidend dazu beitragen kann, dass mehr Nachhaltigkeit gelingen kann. Zum einen können Wissenschaftsorganisationen das Thema auf der Agenda halten und den Handlungsdruck erhöhen. Zum anderen zeigt die Geographie, wie sozial- mit naturwissenschaftlicher Forschung Hand in Hand gehen kann und wie die Expertise von nicht-wissenschaftlichen Akteuren (z. B. Verwaltungen) eingebettet und mitgedacht werden kann, auch in neuen und dialogorientierten Kommunikationsformaten.

Wie schaff en Sie es, angesichts einer nur langsam verlaufenden Transformation nicht die Zuversicht zu verlieren?
Das ist gerade im Moment nicht einfach. Es ist wichtig, am Thema dranzubleiben. Problemanalysen zu aktualisieren und noch umfassender zu denken sowie den Fokus
dann auf das Schaffbare, die Potenziale und das Konkrete zu lenken.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Imke Hoppe, Department für Geographie, Ludwig-Maximilians-Universität München, imke.hoppe@geographie.uni-muenchen.de

 

Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Geographischen Rundschau im Westermann-Verlag, Heft 06-2025 erschienen.