Forschung

Einblicke in die Geographie

Mit digitalen Geomedien die Verkehrswende mitgestalten

Die Verkehrswende ist eine gemeinschaftliche Aufgabe und stellt autogerecht geplante Ballungsgebiete wie das Ruhrgebiet vor Herausforderungen. Jugendliche gelten in den Debatten als „Silenced Group“. Durch ihre häufige Fahrradnutzung können sie jedoch wichtiges Erfahrungswissen beisteuern. Wie können sie also aktiv in die Entwicklung von Mobilitätskonzepten eingebunden und an aktuelle Verkehrsthemen herangeführt werden?

Das Projekt „Essen auf Rädern“

Diese Frage bildet den Ausgangspunkt des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Schulprojekts „Essen auf Rädern“. Das Projekt bietet Jugendlichen die Möglichkeit, Konzepte zur Verbesserung des Radverkehrs in Essen zu entwickeln. Dabei lernen sie Beteiligungswerkzeuge und -möglichkeiten kennen, um sich aktiv in lokale Mobilitätsfragen einzubringen.


2024 analysierten 112 Jugendliche ab Klasse 9 an sechs Essener Gymnasien gemeinsam mit Forschenden der Universität die lokale Fahrradinfrastruktur, identifizierten Schwachstellen und erarbeiteten Handlungsmaßnahmen. In Kleingruppen entwickelten die Jugendlichen Fragestellungen, denen sie forschend nachgingen.

Der Fokus lag auf der Arbeit mit digitalen Geomedien:
Die Daten wurden mit einem Toolkit, der senseBox:bike, das an den Gepäckträger des Fahrrads montiert wird, erhoben. Mit der senseBox:bike werden automatisch ortsbezogene Verkehrsdaten erfasst, zum Beispiel der Überholabstand oder Erschütterungen durch Unebenheiten. Bevor die Schülerinnen und Schüler ihre Alltagswege aufzeichnen konnten, wurden die Boxen von den Jugendlichen selbstständig zusammengebaut und programmiert.

Die erhobenen Daten wurden dann in Karten aufbereitet, wodurch die Problemstellen im Essener Verkehrsnetz anschaulich sichtbar wurden. Auf Basis der Erkenntnisse leiteten die Jugendlichen schließlich Maßnahmenvorschläge ab und diskutierten die Ergebnisse bei der Abschlussveranstaltung mit Entscheidungsträgern.
Während des Projekts fand eine begleitende Evaluation mittels Interviews mit Jugendlichen, Lehrkräften und den Projektakteuren statt, um zu ermitteln, welche Gestaltungselemente die Partizipation Jugendlicher fördern können. Aus den Ergebnissen werden Empfehlungen zur Umsetzung solcher Projekte sowie Handreichungen und Fortbildungen für Schulen, Kommunen und lokale Bürgerinitiativen
entwickelt.

Nun ist es das Ziel, auch Jugendlichen in anderen Kommunen die Möglichkeit zu eröffnen, auf Rädern einen aktiven Beitrag zur lokalen Verkehrswende zu leisten.
Haben Sie Interesse an einem Fortbildungsangebot oder daran, mit Ihren Lernenden oder Ihrer Kommune Teil von „auf Rädern“ zu werden? Dann nehmen Sie gerne Kontakt auf.

Lisa Wieczorek, lisa.wieczorek@uni-muenster.de
Rainer Mehren, rainer.mehren@uni-muenster.de
Institut für Didaktik der Geographie der Universität Münster

Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Geographischen Rundschau im Westermann-Verlag, Heft 03-2025 erschienen.