Bericht: AK Ländliche Räume
26. Jahrestagung an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg
Rund 30 Teilnehmende trafen sich vom 14. bis 16. November 2024 an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg, um über aktuelle Forschungsarbeiten zu diskutieren und mit Akteuren aus der Praxis in den Dialog zu treten. Im Fokus stand das Thema „Ländliche Räume und sozioökologische Transformation – Regional- und Landschaftsentwicklung im Zeichen von Krisen und neuer Nachhaltigkeit“.
Den Auftakt bildete eine Keynote von Dr. Barbara MALBURG-GRAF. Als Co-Leiterin der gemeinsamen Arbeitsgruppe „Große Transformation und nachhaltige Raumentwicklung machen …“ der Landesarbeitsgemeinschaften Baden-Württemberg und Bayern der ARL stellte sie wesentliche Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit vor. Sie hob das tragende Ziel der Arbeitsgruppe hervor, Impulse zur Umsetzung von Transformationsprozessen in der regionalen und lokalen Praxis zu geben. Sie führte damit nicht nur aus dem Blickwinkel angewandter Forschung in das Thema der Tagung ein, sondern bot auch wertvolle Anknüpfungspunkte für die weitere Diskussion; dies nicht zuletzt auch für die Podiumsrunde am Ende des ersten Tages, die von Prof. Dr. I . MOSE geleitet wurde. Über „Die Rolle von Schutzgebieten für die sozioökologische Transformation diskutierten Dr. Volker HÄRING (Biosphärengebiet Schwäbische Alb), Prof. Dr. Heidi MEGERLE (Geopark Schwäbische Alb), Prof. Dr. Andreas VOTH (RWTH Aachen) und Dr. Mareike GARMS (Nationalpark Nordschwarzwald). Einen Perspektivwechsel leitete Heidi MEGERLE zum Ausklang ein, in dem Sie anhand anschaulicher Beispiele aus dem Globalen Süden berichtete und aktuelle gesellschaftspolitische Debatten, u. a. zu ungleichen Machtverhältnissen in Bezug auf Ressourcenverbrauch, adressierte.
Die Vielfalt der ländlichen Raumforschung im Arbeitskreis wurde während der Jahrestagung in bewährter Weise abgebildet. In vier parallelen Sektionen wurden die Themenbereiche „Wirtschaft, Großschutzgebiete, Governance“ sowie „Teilhabe/Akzeptanz“ behandelt und mit den Präsentationen ausgewählter Forschungsarbeiten vertieft. So ging es im Themenfeld „Wirtschaft in ländlichen Räumen” z.B. um Raumbilder in der Kultur- und Kreativwirtschaft oder um den Einsatz von Arbeitskräften mit Migrationsgeschichte im Pflegesektor. In der Sitzung zu Großschutzgebieten wurde auf der Basis von Gebietsbeispielen und Fallstudien aus Andalusien (Spanien), Niedersachsen, Rheinland Pfalz und Baden-Württemberg diskutiert, welche Rolle Biosphärenreservate, Nationalparke und Geoparks für die sozioökologische Transformation hin zu einer nachhaltigen lokalen und regionalen Entwicklung spielen und zukünftig spielen können. Hemmnisse und Probleme, die z.B. in mangelnder Akzeptanz der Bevölkerung oder in mangelnder Einbindung von Schutzgebietsverwaltungen in raum- oder fachplanerischen Entscheidungshierarchien begründet liegen können, wurden diskutiert.
Zu Governance-Aspekten wurde u. a. angesprochen, wie die Rolle von Ökosystemdienstleistungen für eine nachhaltige Regionalentwicklung in Governance-Prozessen gestärkt werden kann. Darüber hinaus wurde das Verständnis von Nachhaltigkeit in regionalen und lokalen Entwicklungsprozessen sowie Möglichkeiten und Grenzen nachhaltiger Dorfentwicklung diskutiert. Ein weiterer Beitrag beleuchtete die Wirkung von Bundesländergrenzen für transformative Raumentwicklung in den angrenzenden Regionen.
Die Sitzung zu Teilhabe und Akzeptanz befasste sich mit Bürgerbeteiligungsprozessen und Engagementformen auf dem Lande und einem Choice-Experiment zur Bewertung von Schutzgebieten und der Wahrnehmung landwirtschaftlich geprägter Umwelt jenseits einer Stadt-Land- Dichotomie. Schließlich diskutierten die Teilnehmenden zum Abschluss Forschungsarbeiten in den Themenfeldern Regionalmarken, Ernährung und Landwirtschaft.
Eine Jahrestagung des Arbeitskreises Ländlicher Räume ist ohne eine Exkursion kaum denkbar. Im Biosphärengebiet und UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb – dieser schließt das Biosphärengebiet räumlich vollständig ein – führte ein kurzer Spaziergang zum Bad Uracher Wasserfall, wo während der Covid-Pandemie Overtourismus-Phänomene zu beobachten waren und Fragen der Steuerung von Tagesgästen relevant wurden. Weitere Stationen waren das Albgut in Münsingen, wo die Teilnehmenden eine Ölmühle sowie das Besucherzentrum des Biosphärengebietes besichtigten. Dort gab Dr. Volker HÄRING Einblicke in Chancen und Herausforderungen für die Region. Seine Ausführungen wurden durch Prof. Dr. Heidi MEGERLE ergänzt, die als Beiratsvorsitzende des UNESCO Global Geoparks Schwäbische Alb sprach. Ein gemeinsames Abendessen bei einem Biosphären-Gastgeber in Lichtenstein rundete die Exkursion ab.
Turnusgemäß fanden im Rahmen der Jahrestagung auch Wahlen des Sprecher*innenkreises
statt. Das Gründungsmitglied Dr. Christian KRAJEWSKI verabschiedete sich nach 20-jähriger aktiver Mitarbeit aus dem Kreis. Wir möchten an dieser Stelle Danke sagen an Christian für seine stets motivierte und pragmatische Arbeit! Neu bzw. wiedergewählt wurden Stefan KORDEL (Universität Erlangen-Nürnberg), Heidi MEGERLE (Hochschule Rottenburg), Ingo MOSE (Universität Oldenburg) und Annett STEINFÜHRER (Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in Ländlichen Räumen, Braunschweig) sowie Ulrike GRABSKI-KIERON (ehem. Universität Münster). Wir freuen uns außerdem, dass uns Judith MARUSCHKE (Universität Greifswald) in der Kommunikation in sozialen Medien unterstützen wird. Ein herzliches Dankeschön für die Organisation der Jahrestagung geht an Prof. Dr. Heidi MEGERLE und Isabella GEIGER von der Hochschule Rottenburg – denn eine solche Veranstaltung ist auf Partnerinstitutionen angewiesen, die sich bereiterklären, als Gastgeber zu fungieren.
Stefan Kordel (Erlangen) & Heidi Megerle (Rottenburg) im Namen des Sprecher*innenteams des Arbeitskreises Ländliche Räume in der DGfG