Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung: Schutz der Insektenvielfalt in Naturschutzgebieten
Projekt DINA stellt Empfehlungen vor
Warum nimmt die Insektenvielfalt hierzulande ab und was lässt sich dagegen tun? Dieser Frage sind acht wissenschaftliche Institutionen vier Jahre lang im Forschungsprojekt DINA (Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen) nachgegangen. Koordiniert wurde das Projekt vom NABU. Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung hat verschiedene Raumanalysen beigetragen. Erkenntnisse und Empfehlungen, die sich daraus ableiten lassen, sind in einen Policy Brief eingeflossen.
Die Insektenvielfalt hat in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren dramatisch abgenommen. Bisher fehlte es an Erkenntnissen zu den Ursachen und damit auch an Daten, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und eine Trendumkehr zu erreichen.
Im Projekt DINA haben die Partner nun die bislang umfangreichste Datenbasis zur Anzahl und Vielfalt fliegender Insekten in ausgewählten Schutzgebieten geschaffen. Auch wesentliche Treiber des Biodiversitätsverlustes wurden untersucht, etwa negative Umwelteinflüsse durch Pestizide oder die Zerstörung von Lebensräumen.
Die Untersuchungen machen deutlich, dass selbst in Naturschutzgebieten und in den EU-rechtlich geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebieten Insekten mit Pestiziden belastet sind. Die Gifte nehmen sie auf Flächen außerhalb der Schutzgebiete auf, die sie durch ihren hohen Aktivitätsradius erreichen. Landwirtschaftliche Flächen, die an Schutzgebiete angrenzen, haben somit einen genauso starken Einfluss auf die darin lebenden Insektenbestände und die Pflanzenwelt wie Ackerflächen innerhalb von Schutzgebieten.
Der Projektverbund empfiehlt daher, die Kontaktlinie von Schutzgebieten und intensiv genutzten Ackerflächen zu vermindern. Bei Risikoanalysen und der Landschaftsplanung sollten die Einflüsse der umliegenden Landschaft auf die Naturschutzareale in einem Radius von mindestens zwei Kilometern berücksichtigt werden. Nur so könnten Gefahren für Insekten und Pflanzenwelt etwa durch die Abdrift von Pestiziden oder das Eintragen dieser Gifte durch die Insekten minimiert werden.
Generell, so die DINA-Empfehlung, muss bei der Planung von Schutzgebieten der Erhalt der biologischen Vielfalt an erster Stelle stehen und die gesetzlichen Grundlagen sollten entsprechend ausgestaltet werden. Ein Verlust von Ackerflächen in Naturschutz- und FFH-Gebieten sollte vermieden werden. Vielmehr müssten diese Flächen Raum für artenreiche Ackerbiotope bieten. Diese ebenfalls stark gefährdeten Biotoptypen sind wichtig für den Erhalt der Insektenvielfalt.
Der Projektverbund empfiehlt darüber hinaus, die Datengrundlage etwa durch ein bundesweites Monitoring der biologischen Vielfalt zu erweitern, um die Risiken für Insektenbestände besser abschätzen zu können. Das Monitoring müsse so ausgestaltet sein, dass sich Gefahren auf lokaler Ebene erkennen und Maßnahmen entsprechend prüfen lassen. Die Arbeiten im Projekt DINA haben auch deutlich gemacht: Der Schutz der biologischen Vielfalt lässt sich nur erreichen, wenn Landschaftspflege, Landwirtschaft, Naturschutz, Politik und Zivilgesellschaft beim Schutz der Insektenvielfalt zusammenwirken.
Weitere Informationen
https://www.dina-insektenforschung.de/
Kontakt
Lisa Eichler
L.Eichler@ioer.de