Kurze Analyse des Zukunftsreports Erdsystemwissenschaft durch den Wissenschaftlichen Beirat des VGDH
Das Papier adressiert das Problem der fakultativen Fragmentierung der an der Erdsystemwissenschaft beteiligten Disziplinen im deutschen Universitätssystem im Vergleich zu angelsächsischen Ländern. Erdsystemwissenschaft wird im Zukunftsreport ganz überwiegend naturwissenschaftlich betrachtet und vereinnahmt dabei innovative Technologien in der Analytik aus anderen MINT-Fächern und deren Vermittlung für sich.
„Geographie“ taucht in unterschiedlichen Kontexten und Formulierungen auf: S. 9: Physische Geographie als “Wissenschaft der Erdoberfläche” und Humangeographie (unspezifisch). Hierzu wäre eine wesentlich stärkere Differenzierung der vielfältigen Themen in der Geographie in Forschung und Lehre nötig. Zum Beispiel werden wichtige geographische Forschungsrichtungen in Klimatologie und Klimafolgeforschung anscheinend nicht der Geographie zugeschrieben.
Es wird das Fehlen integrativer Studiengänge beklagt, jedoch gibt es durchaus bereits Ansätze dazu (v. a. in verschiedenen Master-Studiengängen, aber auch durch zahlreiche Nebenfach-Kombinationen in Bachelor-Studiengängen).
Auf S. 88 wird gefordert, dass “Erdsystemwissenschaft mit enger Verbindung zur Humangeographie und Data Science, “Data Literacy” gelehrt werden soll, somit wird die Humangeographie außerhalb der MINTorientierten Geowissenschaften gestellt, was als sehr problematisch erachtet wird. Die Forderungen bezüglich der Schulausbildung (S. 89) greifen die Rolle des Schulfachs Geographie zentral an und ignorieren zahlreiche Erdsystem-Inhalte, die in der Schulgeographie unterrichtet werden; siehe dazu beispielsweise den 20-Punkte-Plan der Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) (LINK). […]