Schreiben des Vorsitzenden des VGDH, Boris Braun, an die für den Zukunftsbericht Zuständigen in der Leopoldina
Aus Sicht des Verbandes für Geographie an deutschsprachigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen (VGDH) ist die Initiative des Zukunftreports Erdsystemwissenschaft der Leopoldina grundsätzlich sehr zu begrüßen. Viele der aufgestellten Forderungen sind nachvollziehbar und aus unserer Sicht unterstützenswert. Ich stelle aber auch fest, dass der Bericht trotz vielfacher Hinweise auf das Anthropozän bezüglich der Rolle des Menschen ausgesprochen unentschieden und zaghaft, ja leider sogar konzeptlos bleibt. Eine tatsächliche systematische Integration von Mensch und Gesellschaft in die Erdsystemwissenschaft findet außer einer eher oberflächlichen Rhetorik erstaunlicherweise gar nicht statt. Vielmehr bleibt der Report über weite Strecken in einem traditionellen, weitestgehend versäulten Denken verhaftet. Anders sind auch Abbildungen wie 1 oder 3, die seltsam überholt wirken, gar nicht zu erklären. Müsste die gesellschaftliche Dimension nicht viel zentraler mitgedacht werden? Im Report wird sie sowohl verbal als auch grafisch, z.B. in den Abb. 1 und 3, seltsam abgerückt und weitestgehend unbestimmt als „Anthroposphäre“ gekennzeichnet. Ansonsten ist einfach alles mit allem verknüpft. Dies kann dem selbst formulierten Anspruch des Reports kaum gerecht werden, und es stellt sich für mich die Frage, wer einem solchen Ansatz lösungsorientierte Kompetenz zuschreiben würde. […]